Die Leipziger Kinderstiftung unterstützt finanziell die Verwirklichung des Projektes “Sieben Tage Spaß im Lindenhof” des Vereins Wegweiser e.V. in Böhlen bei Leipzig anlässlich der Feierlichkeiten zum 15jährigen Bestehen des Vereins.
Sieben Tage Spaß im “Lindenhof”
– ein Ferienangebot auf dem Kinderbauerngut “Lindenhof” in Langenstriegis für Kinder, Jugendliche und ihre Mütter, die von häuslicher Gewalt betroffen waren bzw. sind.
Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein brennend aktuelles Thema, das in allen sozialen Schichten, sei es körperlich oder seelisch, zu finden ist. Mit den sozialen Problemen wächst auch die Gewaltbereitschaft gegen Frauen und Kinder im häuslichen Bereich.
Sieben Zimmer mit zwölf Plätzen stehen den hilfesuchenden Frauen mit ihren Kindern zur Verfügung. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt zwischen einem Monat und vier Monaten, in manchen Fällen reichen aber auch schon ein bis zwei Nächte, um erste Schritte zu wagen, aus dem Gewaltkreislauf auszubrechen und sich der eigenen Situation bewusst zu werden. Mehr als 700 Frauen und Kinder aus dem Landkreis Leipzig nahmen seit 1994 dieses Hilfsangebot des Vereins Wegweiser e.V. an.
Frauen, die allein oder nicht selten mit ihren Kindern in das Frauenschutzhaus fliehen und Schutz suchen, kommen häufig mit sehr wenig Gepäck dort an. Oft müssen die Frauen und Kinder aus Angst um ihr Leben und ihre Gesundheit überstürzt die Wohnung oder das Haus verlassen. Sie werden von Sozialarbeiterinnen beraten und unterstützt, um eine gewaltfreie Lebensperspektive für sich und ihre Kinder zu finden und zu gestalten.
Der Wegweiser e.V. plant, im Jahr 2008 / 2009 Gelder für ein besonderes Ferienprojekt zu sammeln, das es ca. 15 Kindern, Jugendlichen und deren Müttern gestatten soll, die gewaltgeprägten Erfahrungen und die daraus resultierenden Probleme einmal, wenn auch nur für sieben Tage, hinter sich zu lassen. Die Kinder und Jugendlichen sollen gemeinsam mit ihren Müttern einen unbeschwerten und fröhlichen Aufenthalt auf dem Kinderbauerngut „Lindenhof” in Langenstriegis genießen können.
Der Hof liegt in der reizvollen Landschaft des Vorerzgebirges. Ein großräumiges Gelände bietet den Kindern viel Freiraum zum Entdecken und Erleben, Spielen und Toben. Alle typischen Tierarten eines Bauernhofes sind dort zu finden und ungezwungener Kontakt zu ihnen ist möglich. Die Tiere werden täglich 2 x gefüttert, wobei die Kinder helfen können. Traditionelle bäuerliche Arbeiten wie Spinnen, Weben, Filzen, Flachs brechen oder Brot backen können sie und ihre Mütter ausprobieren. Bei schlechtem Wetter steht der Spielboden zur Verfügung, der gemeinsam genutzt werden kann.
Im Rahmen des Ferienprojekts sind neben gemeinsamen Ausflügen spezielle Angebote sowohl für die Kinder und Jugendlichen als auch für deren Mütter geplant. Es soll einerseits die Frauen bestärken und unterstützen, eigene Ressourcen zu entdecken und die zukünftige Gestaltung ihres Lebens und ihrer Kinder nicht mehr als beängstigend, sondern als Chance und Möglichkeit zur Entwicklung einer gewaltfreien Lebensperspektive wahr zu nehmen. Andererseits geht es für die Kinder und Jugendlichen darum, in einer angstfreien und gelösten Atmosphäre wieder Kind sein zu können, Vertrauen in die eigene Kraft zu entwickeln, Spaß zu haben und soziale Kompetenzen zu fördern.
Mit Gesprächsrunden, kunstpädagogischen Angeboten und in Zusammenarbeit mit einer Wendotrainerin zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung soll mit den Kindern und ihren Mütter daran gearbeitet werden, die Aufmerksamkeit und das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu verbessern. Das Gefühl der Unzulänglichkeit und der eigenen Schuld an der erlebten Gewalt soll möglichst durch Selbstvertrauen und Stärke ersetzt werden.
Die Chance dieses Projekts ist sicherlich, zeitlich gesehen, ein kleiner Baustein für ein gewaltfreies Zuhause. Es braucht Zeit, Kraft und Mut, ein friedliches Zuhause aus den Trümmern eines gewaltgeprägten Lebens wieder aufzubauen. Sieben Tage gemeinsamer Spaß der Kinder mit ihren Mütter könnten dafür Kraftquellen der Lebensfreude sein.
Betroffene Kinder und Jugendliche im Kontext häuslicher Gewalt benötigen unsere ganze Aufmerksamkeit und sind darauf angewiesen, dass die Erwachsenen es schaffen, den Gewaltprozess von Außen zu unterbrechen. Ihre Mütter, die im Frauenhaus des Wegweiser e.V. Schutz und Beratung suchen, haben in diesem Sinn eine wichtige Entscheidung getroffen, die unser aller Respekt verdient. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, unabhängig davon, an welcher Stelle wir mit dem Thema der häuslichen Gewalt konfrontiert werden, die Kinder, Jugendlichen und ihre Mütter mit dieser Haltung ohne Wenn und Aber zu unterstützen.
Die Verwirklichung dieses Vorhabens erfordert viel Engagement und Einsatzbereitschaft aus den Reihen des Vereins und darüber hinaus. Wir freuen uns über die Unterstützung der Leipziger Kinderstiftung und werden nunmehr unsere Projektidee in den Herbstferien 2009 umsetzen können.
Kerstin Kupfer
Vorstandsfrau, Wegweiser e.V.
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